Unterricht mal anders – Aushilfslehrer Malte Anders vermittelt „Homologie“ am MGL

Was ist eigentlich Homologie? Und warum übernimmt ein Aushilfslehrer? In ratlose und erwartungsvolle Gesichter blickte man am 19.04.2023 in der Aula des Meranier-Gymnasiums.

Die Schüler*innen des 8. und 9. Jahrgangs versammelten sich gespannt, um ihre erste Doppelstunde in „Homologie“ zu absolvieren.

Ein schriller Gong läutet die Stunde ein und schwungvoll betritt Malte Anders die Bühne. Der junge Mann, der den verwunderten Schüler*innen gegenübertritt, wirkt so gar nicht wie ein „normaler“ Lehrer. Das ist er auch nicht, er ist eben a/Anders. Er nimmt das Publikum mit durch den Fächerkanon, von Biologie über Mathe und Deutsch bis hin zu Latein, und beleuchtet den Begriff „Homologie“ von allen Seiten. Kernthema: Die Menschen sind alle gleich und gleichzeitig doch ein wenig anders.

In unserem Stamm wollen wir erreichen, dass jeder sich in die Situation des Anderen hineinversetzen kann und dadurch lernt unsere Verschiedenheit zu respektieren. Nur durch Respekt werden wir eine starke Gemeinschaft.

Anders erläutert die Evolution des Menschen, geht auf Genetik und Vererbung ein und kommt dabei immer wieder darauf, dass Homosexualität vielleicht für einige Menschen nicht normal erscheint, dennoch den Menschen an sich in seinem Menschsein nicht weniger gut oder gar schlechter macht. Ist Homosexualität angeboren? Kann sexuelle Orientierung anerzogen werden oder kann man sich das vielleicht sogar abgewöhnen? Spielerisch und sehr humorvoll gehen die SchülerInnen mithilfe ihres Aushilfslehrers allen Fragen nach, die sich Jugendliche gerade in der Pubertät möglicherweise stellen. „Welcher Junge traut sich, ein Mädchen-Überraschungsei zu essen? Beobachtet euren Mitschüler mal, ob er davon homosexuell wird.“ Diese plakativen und für das Publikum unterhaltsamen Experimente weisen ganz unbemerkt auf Vorurteile und Ängste hin, die möglicherweise bestehen. Dabei ertappen sich die Zuhörer*innen immer wieder selbst dabei, wie sie von Schubladendenken geprägt sind.

Malter Anders selbst berichtet in seiner Unterrichtsstunde offen von seinem, eher unfallartigen, Coming-Out. Er plaudert aus dem Nähkästchen, wie Oma Elsa beispielsweise schon immer geahnt hatte, dass er schwul wäre. Mit viel Gelächter und Applaus werden die Szenen gewürdigt, in denen der Kabarettist Gespräche mit seinen Klassenkameraden oder der Mutter nachstellt. Dabei werden nicht nur Fakten vermittelt, beispielsweise über die Gesetzeslage in verschiedenen Ländern bezüglich Homosexualität in der Öffentlichkeit oder gleichgeschlechtliche Ehen, sondern es ging auch um Definitionen von Genderbegriffen, LGBTIQ oder Fragen bezüglich Transsexualität.

Letztendlich stellt sich für das Publikum immer die Frage, was betrachten wir als normal? Wer definiert normal? Warum sollte Andersartigkeit eigentlich schlecht sein?

Malte Anders verweist darauf, dass Homosexualität bei vielen Tierarten verbreitet ist. Im Fach Religion hinterfragt er, in welchem religiösen Werk steht, dass Homosexualität verboten sei, oder das homosexuelle Menschen diskriminiert werden dürfen? Ganz klar: Nirgendwo.

In einem Quiz mit Fotos von prominenten Persönlichkeiten sind die Schüler*innen aufgefordert zu raten, welche Person homosexuell, heterosexuell oder bisexuell ist. So vergehen die kurzweiligen 50 Minuten wie im Flug. In der folgenden Diskussionsrunde wird das Publikum dazu aufgefordert, jeweils eine Frage an Malte Anders schriftlich und natürlich anonym zu formulieren. Der Kabarettist antwortet humorvoll und schlagfertig auf Fragen aller Art: „Wie soll ich meinen Eltern erklären, dass ich homosexuell bin?“, „Wem haben Sie sich zuerst anvertraut?“, aber auch: „Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?“ und „Werden Sie auch manchmal angefeindet oder bedroht?“.

Als Fazit ist nicht nur klar, dass sich die meisten Schüler*innen freuen würde, wenn Malte Anders nochmal eine Unterrichtsstunde übernehmen würde. Es bleibt, bei allen unterschiedlichen Meinungen, Haltungen und Orientierungen eine Botschaft: Nur durch Respekt werden wir eine starke Gemeinschaft! Das Motto des Kabarettisten kann gleichsam auch für die Schulfamilie des Meranier-Gymnasiums gelten. Durch gegenseitigen Respekt sind und werden wir eine starke Schulgemeinschaft!

Die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, die diese Veranstaltung organisiert und geplant hat, setzt sich für eine starke Schulgemeinschaft ohne Diskriminierung ein und bedankt sich hiermit nochmal ganz herzlich bei Malte Anders, der durch seine Homologie-Stunde sicherlich einige Schubladen in den Köpfen entrümpelt und neu sortiert hat.

Miriam Tischer
gepostet am 24. April 2023