Raus aus dem engen Korsett der 45-Minuten-Taktung. Auszeit im Ringen um zufriedenstellende Noten. Verschnaufpause im Kampf mit sich selbst und den Lehrern um die Erledigung der Hausaufgaben. Eine Chance, Schule etwas anders zu erleben. Eine Chance, etwas anderes als üblich zu lernen, auf anderen Wegen.
All dies bedeutet die Ankündigung: Projektwoche! Auch dieses Jahr widmeten sich alle Achtklässlerinnen und Achtklässler fünf Schultage dem Erwerb von Alltagskompetenzen. Eben eine „Schule fürs Leben“, wie das Programm des Kultusministeriums offiziell lautet. Dieses Jahr fand die Projektwoche erstmals nach den Osterferien, parallel zum Betriebspraktikum der Neuntklässler und der Berlinfahrt der Zehntklässler, statt. An jedem Tag durchliefen die achten Klassen unterschiedliche Bausteine, betreut von Lehrkräften und externen Partnern.
Ein Tag war der Suchtprävention gewidmet: Hier stießen die Schüler über einen Suchtsack den vielen Versuchungen, denen wir im Alltag allzu oft begegnen, lernten den Genießer vom Süchtigen unterscheiden und besuchten die abwechslungsreiche Ausstellung „Spass ohne Punkt und Koma“ in der Schulbibliothek. Unterstützt wurden die Lehrkräfte hier vom Gesundheitsamt.
Ein anderer Tag nahm die Ernährung in den Fokus, neben grundlegendem Wissen über gesunde und nachhaltige Ernährung kreierten die Schüler auch eigene Rezeptideen und bereiteten schließlich eigene Speisen zu.
Ein weiterer Baustein sollte die Achtklässler für die oft subtilen Strategien der Werbebranche und der Lebensmittelmärkte sensibilisieren. So gerüstet durften sie dann in Rollen schlüpfen und selber für eine passende Brotzeit einkaufen gehen – eine Verantwortung, der sich die Gruppen erfreulich gewachsen zeigten. Abschließend entstand im Klassenzimmer eine erstaunlich gesunde und kreative Brotzeit, die gemeinsam genossen werden konnte.
Der vierte Baustein vermittelte einen Eindruck, welch großen Einfluss körperliches und geistiges Wohlbefinden auf unser ganzen Leben hat. Was tut uns gut, was stresst uns? Dass Bewegung und Entspannung das Wohlbefinden steigern, bewiesen die anschließenden praktischen Workshops mit einer Yogalehrerin und einer Trainerin für Neuroathletik.
Schließlich bewies der fünfte Baustein, dass sich Bewegung und Wissenserwerb keineswegs ausschließen müssen: Die schon Tradition gewordene Fahrradtour zur Solidarischen Landwirtschaft in Wolfsloch forderte die Füße, die Hände und die Gehirne gleichermaßen; beim Treten in die Pedale, beim Kampf gegen Distel und Quecke auf dem Acker und beim Nachdenken über Lieferketten und Flächenverbrauch für die globale Nahrungsmittelproduktion. Nebenbei bemerkten die Radler: Gemeinsam als Gruppe zu fahren, erfordert eine Menge Rücksichtnahme und Umsicht.
4,09 von 5 Sternen im anonymen Onlinefeedback der Achtklässlerinnen und Achtklässler – diese Bepunktung spielt schon fast in der Liga des sprichwörtlichen fränkisches Superlativs „Passt scho!“. Gefragt, was sie zum Schluss des Feedbacks noch loswerden möchten, antworteten viele so oder so ähnlich wie in diesem Beispiel:
„Die Woche war auf jeden Fall besser als Unterricht und wir konnten trotzdem etwas lernen und gleichzeitig Spaß haben.“
Wenn ein Jugendlicher in der Pubertät Spaß und Lernen in einem Satz verwendet, lehnen sich die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer zufrieden zurück und freuen sich auf eine neue Runde im nächsten Jahr, dann mit den jetzigen Siebtklässlern.