Schneewittchen? Ist das nicht ein wirklich alter Hut? Die Handlung ist hinlänglich bekannt, die Disney-Verfilmung aus dem letzten Jahrhundert ebenfalls. Das „Was wäre, wenn?“ einer Improvisationsübung der TheaterAG hat letztlich den Impuls gegeben. Was passiert eigentlich nach Schneewittchens Tod? Wieso gibt es im Märchen keine Ermittlungen zum Mord? Und wie begeistert sind die Zwerge wirklich, dass da jemand plötzlich Ordnung in ihre WG bringt?
Diese und weitere Fragen wurden am 5. und 6.7.24 von der TheaterAG in zwei gelungenen Aufführungen beantwortet. Im Vordergrund standen die Charaktere der Figuren, die die Schauspielenden mit viel Kreativität entwickelt hatten. So begeisterte ein zickig-genervtes Schneewittchen ebenso wie der böse Zwerg oder der leicht überspannte Prinz, der erst ganz zum Schluss realisierte, dass er eine Leiche geheiratet hatte. Aber auch alle weiteren Rollen wurden mit viel Liebe zum Detail umgesetzt, die Spielfreude aller insgesamt 27 Beteiligten war nicht zu übersehen und sorgte für so manche witzige Überraschung. Da wurde beispielsweise einer der Tode (es gab tatsächlich zwei!) kurzerhand von den zwei engagierten Ermittlerinnen in ein Blumenkind verwandelt, um die Hochzeit des Prinzen mit Schneewittchen nachzustellen.
Interessanterweise hatte das Werkstattstück bis zum Schluss keine endgültige Textfassung. Alle Szenen sind aus den Proben heraus entstanden und wurden erst kurz vor der Premiere endgültig zusammengesetzt. Die Hintergrundmusik wurde demokratisch von der Gruppe ausgesucht (anonymen Quellen zufolge hatte Frau Weisenseel evtl. beim einen oder anderen Stück ein Vorschlagsrecht) und sorgte für viel Heiterkeit im Publikum, auch wenn bisweilen die Grenze zum Kitsch (pink fluffy unicorns!) überschritten war.
Neu in diesem Jahr war, dass die TheaterAG auch viel an der Kulisse und an den Kostümen gewerkelt hatte. Große bemalte Bühnenbilder und teils eigens geschneiderte Kostüme rundeten den Abend beeindruckend ab. Als zusätzliches Schmankerl wurden am Freitag sogar live die Tore des EM-Spiels Deutschland – Spanien mit einem Vuvuzela-Tröten des Jägers verkündet und waren im Ergebnis (1:2 für Spanien) das Einzige, was an diesem Abend vielleicht nicht ganz so witzig war. Davon abgesehen brillierte die TheaterAG in der Königsklasse des Schauspiels und zeigt eine gelungen schräge Komödie!
Weitere Bilder in unserer Media-Seite.