Multimedia-Installation als Einstieg in die Epoche der Romantik für die Schüler der Q 11

„Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg“ (Novalis)

Nicht im transzendenten, sondern im wörtlichen Sinne zu verstehen war der Satz des Novalis, als die SchülerInnen des Deutsch-Kurses 1d2 am Beginn einer Unterrichtsstunde zunächst warten sollten, bis sich die (blaue!) Tür öffnete und ihnen ihr Klassenzimmer einen etwas ungewöhnlicheren Zugang zu dem neuen Unterrichtsthema er-öffnete: In dem ganz in blaues Licht getauchten Raum traten die Schülerinnen und Schüler in einen „Wald“ aus Texten und Bildern der Epoche der Romantik.

Mit allen Sinnen lernen: Schülerinnen beim Betrachten eines Bildes von Caspar David Friedrich

Mit feinen Fäden an der Decke befestigt, hingen an frei beweglichen blauen Blättern neben berühmten Gedichten von Eichendorff und Tieck, in deren Zentrum Nächte im Mondschein, geheimnisvolle Verlockungen und melancholisches Sehnen standen, auch weniger bekannte wie der „Kuss im Traume“ der Karoline von Günderrode. Ausschnitte aus der Epik wie zum Beispiel aus Novalis‘ Roman Heinrich von Ofterdingen oder E.T.A. Hoffmanns Erzählung Der Goldene Topf durften neben den poetologischen Fragmenten eines Friedrich Schlegel nicht fehlen. Moderne Rezeptionen der romantischen Epoche ergänzten, wie sich diese Zeit in der Literatur heutiger Autoren als Nachfahren und Nachfahrer der Pfingstreise Wackenroder und Tiecks niederschlägt. Komplettiert wurde der „Textwald“ schließlich durch Bilder Caspar Davids Friedrichs, in denen Perspektiven der Romantik unmittelbar sichtbar wurden. Indem sich die Schüler nun also ihren eigenen Zugang zu den Texten und Bildern, aber auch zu den Interdependenzen zwischen den beiden bilden konnten, ergab sich, akustisch untermalt von den leise im Hintergrund laufenden Nocturnes Frederic Chopins, die Möglichkeit, diese Epoche auch synästhetisch in einem Zusammenspiel von Bildern, Texten, Musik und Farben wahrzunehmen und bereits zu diesem Zeitpunkt konstitutive Elemente der Romantik zu erleben.

Im Anschluss an diese Einstiegsstunde durften sich die SchülerInnen dann die Texte auswählen, die sie am meisten interessierten oder ansprachen, um sie in häuslicher Arbeit unter bestimmten Fragestellungen genauer zu untersuchen.

Bereits nach wenigen Minuten war in dem Raum eine ruhige, kontemplative Stimmung zu spüren, in der die Schülerinnen und Schüler begannen, sich in einer ersten Begegnung auf den Weg zu machen, die Vielgestaltigkeit einer Epoche kennenzulernen, die in ihren künstlerischen Erzeugnissen zum Ausdruck zu bringen versuchte, dass die geheimnisvollen Wege des Äußeren oft auch eine Suche nach dem Weg in das Innere sind. Um es mit Novalis zu sagen: „Wo gehen wir denn hin? Immer nach Hause.“

Reinhold Hauk
gepostet am 9. Juni 2023