Der Gong ertönte und auf der bunt beleuchteten Bühne der Aula des Meranier-Gymnasiums erschien am 21. Januar der angekündigte Vertretungslehrer, Malte Anders, der die Schülerinnen und Schüler auch gleich mit einem neuen Fach konfrontierte: Heute stehe „Homologie“ auf dem Stundenplan. Bald erhellten sich die fragenden Gesichter der Zuhörenden angesichts seiner Erklärung: „Das ist Homologie: ein Haufen unterschiedlicher Menschen, alle gleich und trotzdem auch alle ein bisschen anders.“ In der folgenden knappen Stunde gab er einen Einblick in das Thema Homosexualität. Es ging um die sexuelle Vielfalt und die Normalität des Andersseins, um Ausgrenzung und die Bedeutung von Respekt und Toleranz. Eine abwechslungsreiche Multimediashow bereicherte den sehr unterhaltsamen Vortrag mit Bildern, Videos und Musik. Finanziert wurde die Veranstaltung über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Der Kabarettist griff auf verschiedene klassische Schulfächer zurück, so wurde zunächst im Fach Deutsch der Begriff „homo“ lateinisch hergeleitet, um die Beschimpfung „Du Homo!“ ad absurdum zu führen. Dann wurde die Frage beleuchtet, woher Homosexualität kommt. Soviel sei verraten: Es wurde bisher kein Homo-Gen entdeckt und auch Leitungswasser ist unschuldig – schwul oder lesbisch ist man, man wird es nicht.
Das Paarungsverhalten von Bonobos und schwulen Delfinen. Die „Gay-Bombe“ aus der US-amerikanischen Militärgeschichte und die Mut machende Reaktion der eigenen Oma auf sein Coming-Out. Der Kabarettist Malte Anders bemühte noch eine Vielzahl weiterer überraschender und irritierender Fakten und Geschichten, um den Acht- und Neuntklässlern seine Kernbotschaft zu vermitteln, stets auf Augenhöhe, stets frei heraus und stets amüsant. Diese Kernbotschaft hat er von einer Gruppe Native Americans entlehnt: „In unserem Stamm wollen wir erreichen, dass jeder sich in die Situation des anderen hineinversetzen kann und dadurch lernt, unsere Verschiedenheit zu respektieren. Nur durch Respekt werden wir eine starke Gemeinschaft.“
Nach seinem Ritt durch die Fächer Biologie, Englisch („Coming-Out“) und Mathe (der Dreisatz war gefragt, um die Normalität von Homosexualität quantitativ aufzuzeigen) landete Anders bei der Politik und musste berichten, dass Homosexualität und Andersartigkeit noch heute in vielen Ländern der Welt verboten sind und brutal bestraft werden. Mit Konfrontationen und Anfeindungen müssen öffentlich bekennend Homosexuelle selbst in Deutschland rechnen, dies verdeutlichte er sehr persönlich. Auch einzelne Fragen aus der sich anschließenden Fragerunde bezeugten die nach wie vor existierenden Vorurteile. Jeder Anwesende formulierte anonym eine Frage auf einer Karteikarte, die er offen und ehrlich beantwortete. Was sein Wunsch sei, lautete eine dieser Fragen aus dem Publikum. Seine Antwort war auch ein Kernanliegen der Mitglieder der Courage-AG am MGL, die die Veranstaltung organisiert haben: „Mehr miteinander reden statt übereinander.“
Wir sind alle „Homos“ – Menschen – und können nichts für unsere Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung. Mit der ausgrenzenden Kategorie „normal“ sollten wir daher nicht arbeiten. Abgesehen davon zeigte diese ungewöhnliche und höchst unterhaltsame „Vertretungsstunde“ den Schülerinnen und Schülern überdeutlich: Wenn etwas normal ist, dann ist es eines, die Vielfalt.