Auch in diesem Jahr wurde das Publikum der TheaterAG an zwei Tagen Anfang Juli mit witzigen und teils skurrilen Pointen belohnt.
„Der letzte Schrei“ war erneut eine Eigenproduktion der Truppe und als kurzweiliges Improstück angelegt. Alle 24 Mitwirkenden hatten im Vorfeld in teils monatelanger Detailarbeit und während des Probenwochenendes die eigene Rolle entwickelt und am groben Handlungsverlauf gefeilt. Eine echte Textgrundlage, wie man das aus dem „klassischen“ Schultheater kennt, gab es allerdings nicht. Die Szenen wurden an beiden Abenden frei gespielt und so jedes Mal neu interpretiert.
Lediglich die Eckpunkte der Geschichte standen fest: Die junge Friseurpraktikantin Marie Swan wird erstochen aufgefunden. Verdächtig sind zum einen ihre beste Freundin Henriette, der die Tatwaffe gehört, und zum anderen der örtliche Pfarrer Herbert, den eine merkwürdige WhatsApp des Mordopfers an deren Zwillingsschwester belastet.
Die Verhandlung mit den beiden Angeklagten wird von äußerst bestechlichen Richtern geführt, die neben der engagierten Staatsanwältin kaum zu Wort kommen. Auch der unfähige Anwalt Herberts hilft nicht weiter, und selbst die Kompetenz von Henriettes Anwältin scheint vergebens. Und das letzte Wort hat stets Publikumsliebling Oma Sieglinde, die zu jedem neuen Indiz einen Kommentar hat und im Verlauf des Stücks sogar versteht, was eine WhatsApp ist.
Nach und nach entwickelt sich die Vorgeschichte des Mords, die Zuschauenden erhalten Einblick in Maries Arbeitsalltag im Friseursalon „Der letzte Schrei“ und erleben die Geschichte der Mutter der Zwillinge.
Doch damit nicht genug: Als weitere Ebene ist das Stück medial begleitet. Immer wieder erscheinen auf der Beamerleinwand neue Hinweise parallel zum Bühnengeschehen, bisweilen ist auch eine Abstimmung via Smartphone gefordert. Einer der interaktiven Höhepunkte ist sicherlich der höchstseriöse Schreitest vor Gericht, den die Staatsanwältin beantragt. Mehr oder minder Freiwillige aus dem Publikum sollen kurzerhand den Todesschrei des Opfers imitieren, um so Rückschlüsse auf den Tathergang zu liefern. Besonders am zweiten Aufführungsabend brillieren hier auch Mitglieder des Lehrkörpers mit ungeahntem schauspielerischem Talent.
Am Ende bleibt die Frage nach der Schuld oder Unschuld der beiden Angeklagten. Hierüber darf natürlich das Publikum entscheiden: An beiden Tagen endet die Veranstaltung mit einer Verurteilung des Pfarrers Herbert, auch wenn samstags die Option des Gärtners (Der Mörder ist ja bekanntlich immer der Gärtner) ebenfalls recht beliebt ist.
Ein herzliches Dankeschön geht an das Technik-Team rund um StRin Maria Neufeld, das souverän für Licht und Bühnenton gesorgt hat.
Beide Abende haben vor allem eines gezeigt: die unbändige Spielfreude und Kreativität der ganzen TheaterAG, die sich unter Leitung von OStRin Christina Kollmer jedes Jahr ein bisschen weiterentwickelt und neue, überraschende und sehr unterhaltsame Wege geht!