Als Jugendoffizier Dhany Sahm vor rund einem Jahr das Meranier-Gymnasium besuchte, tobte seit wenigen Wochen der Krieg in der Ukraine und zehntausende Menschen befanden sich auf der Flucht. Damals hofften alle auf einen schnellen Friedensschluss.
Heute, ein Jahr später, steht der Jugendoffizier wieder vor den Schüler*innen der Q12 in der Aula des MGL. Der Krieg in der Ukraine dauert noch immer an. So stellt sich gleich zu Beginn des Vortrags die Frage: Wie hat sich die sicherheitspolitische Lage in der Welt seit Februar 2022 verändert? Was ist geblieben von der sogenannten „Zeitenwende“, die Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Ansprache genannt hat?
Die drängendsten Fragen der Schüler*innen sind aber: Wie kann Deutschland der Ukraine helfen? Sind Waffenlieferungen sinnvoll? Hauptmann Dhany Sahm beginnt seinen Vortrag zunächst mit einem historischen Rückblick, der die Geschichte und Entwicklung der NATO seit ihrer Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg, im Schatten des Kalten Krieges, beleuchtet. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Wiedervereinigung Deutschlands löste sich der Warschauer Pakt, gedacht als Gegengewicht zur NATO, auf und es stellt sich die Frage, welche Aufgaben die NATO zukünftig übernehmen sollte, da die Eindämmung des Kommunismus als Hauptziel nun nicht mehr relevant war. Die NATO erweiterte ihr Wirkungsgebiet und kam sowohl in Jugoslawien in den 1990er Jahren als auch nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zum Einsatz. Der Jugendoffizier erläutert hierbei Zielsetzungen der NATO aber auch Mechanismen, die z.B. den sogenannten NATO-Bündnisfall auslösen.
Anschließend wird die Geschichte der Ukraine und deren Verhältnis zu Russland genauer betrachtet, um die gegenwärtige Konfliktsituation besser zu verstehen. Untermauert von Interviews, Fotos und Zitaten vermittelt Hauptmann Sahm knapp und verständlich die politische Haltung und Zielsetzung der russischen Staatsführung unter Präsident Putin.
Für viele Abiturient*innen stellt sich nun vor allem die Frage, ob und inwieweit die NATO in diesen Krieg eingreifen kann und darf. Zur Beantwortung zog Hauptmann Sahm Aussagen und Dokumente der NATO-Führung heran, die eindeutig besagen, dass die NATO nicht aktiv in den Krieg eingreifen kann und darf.
Die Frage nach Waffenlieferungen wird im Anschluss kontrovers diskutiert und zeigt, wie komplex politische Entscheidungen sind, die sich nicht immer mit Moral- und Wertvorstellungen unter einen Hut bringen lassen.
Der Blick geht aber auch über Europa hinaus, so diskutieren die Schüler*innen angeregt mit dem Jugendoffizier über die politischen Kräfteverhältnisse auf internationaler Bühne. Vor allem China rückt immer weiter in den Fokus. Der überaus interessante Vortrag, der viel Hintergrundwissen zum Ukraine-Krieg und der NATO lieferte, endet mit einer eher beunruhigenden Aussage des Referenten: „Nicht Russland und die USA werden die Supermächte sein, die sich langfristig als politische Gegner gegenüberstehen. Der größere Konflikt steht noch bevor: China will in den nächsten 20 bis 30 Jahren Supermacht werden und sieht den europäischen Westen als Verbündete der USA als größten Feind.“
Möge sich diese Prognose lieber nicht bewahrheiten.
Wir danken Hauptmann Dhany Sahm für seinen Besuch. Bleibt zu hoffen, dass der Ukraine-Krieg bei seinem nächsten Vortrag bei uns kein Thema mehr sein wird und es endlich zu einem Friedensschluss kommt.
Was ist eigentlich Homologie? Und warum übernimmt ein Aushilfslehrer? In ratlose und erwartungsvolle Gesichter blickte man am 19.04.2023 in der Aula des Meranier-Gymnasiums.
Die Schüler*innen des 8. und 9. Jahrgangs versammelten sich gespannt, um ihre erste Doppelstunde in „Homologie“ zu absolvieren.
Ein schriller Gong läutet die Stunde ein und schwungvoll betritt Malte Anders die Bühne. Der junge Mann, der den verwunderten Schüler*innen gegenübertritt, wirkt so gar nicht wie ein „normaler“ Lehrer. Das ist er auch nicht, er ist eben a/Anders. Er nimmt das Publikum mit durch den Fächerkanon, von Biologie über Mathe und Deutsch bis hin zu Latein, und beleuchtet den Begriff „Homologie“ von allen Seiten. Kernthema: Die Menschen sind alle gleich und gleichzeitig doch ein wenig anders.
In unserem Stamm wollen wir erreichen, dass jeder sich in die Situation des Anderen hineinversetzen kann und dadurch lernt unsere Verschiedenheit zu respektieren. Nur durch Respekt werden wir eine starke Gemeinschaft.
Anders erläutert die Evolution des Menschen, geht auf Genetik und Vererbung ein und kommt dabei immer wieder darauf, dass Homosexualität vielleicht für einige Menschen nicht normal erscheint, dennoch den Menschen an sich in seinem Menschsein nicht weniger gut oder gar schlechter macht. Ist Homosexualität angeboren? Kann sexuelle Orientierung anerzogen werden oder kann man sich das vielleicht sogar abgewöhnen? Spielerisch und sehr humorvoll gehen die SchülerInnen mithilfe ihres Aushilfslehrers allen Fragen nach, die sich Jugendliche gerade in der Pubertät möglicherweise stellen. „Welcher Junge traut sich, ein Mädchen-Überraschungsei zu essen? Beobachtet euren Mitschüler mal, ob er davon homosexuell wird.“ Diese plakativen und für das Publikum unterhaltsamen Experimente weisen ganz unbemerkt auf Vorurteile und Ängste hin, die möglicherweise bestehen. Dabei ertappen sich die Zuhörer*innen immer wieder selbst dabei, wie sie von Schubladendenken geprägt sind.
Malter Anders selbst berichtet in seiner Unterrichtsstunde offen von seinem, eher unfallartigen, Coming-Out. Er plaudert aus dem Nähkästchen, wie Oma Elsa beispielsweise schon immer geahnt hatte, dass er schwul wäre. Mit viel Gelächter und Applaus werden die Szenen gewürdigt, in denen der Kabarettist Gespräche mit seinen Klassenkameraden oder der Mutter nachstellt. Dabei werden nicht nur Fakten vermittelt, beispielsweise über die Gesetzeslage in verschiedenen Ländern bezüglich Homosexualität in der Öffentlichkeit oder gleichgeschlechtliche Ehen, sondern es ging auch um Definitionen von Genderbegriffen, LGBTIQ oder Fragen bezüglich Transsexualität.
Letztendlich stellt sich für das Publikum immer die Frage, was betrachten wir als normal? Wer definiert normal? Warum sollte Andersartigkeit eigentlich schlecht sein?
Malte Anders verweist darauf, dass Homosexualität bei vielen Tierarten verbreitet ist. Im Fach Religion hinterfragt er, in welchem religiösen Werk steht, dass Homosexualität verboten sei, oder das homosexuelle Menschen diskriminiert werden dürfen? Ganz klar: Nirgendwo.
In einem Quiz mit Fotos von prominenten Persönlichkeiten sind die Schüler*innen aufgefordert zu raten, welche Person homosexuell, heterosexuell oder bisexuell ist. So vergehen die kurzweiligen 50 Minuten wie im Flug. In der folgenden Diskussionsrunde wird das Publikum dazu aufgefordert, jeweils eine Frage an Malte Anders schriftlich und natürlich anonym zu formulieren. Der Kabarettist antwortet humorvoll und schlagfertig auf Fragen aller Art: „Wie soll ich meinen Eltern erklären, dass ich homosexuell bin?“, „Wem haben Sie sich zuerst anvertraut?“, aber auch: „Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?“ und „Werden Sie auch manchmal angefeindet oder bedroht?“.
Als Fazit ist nicht nur klar, dass sich die meisten Schüler*innen freuen würde, wenn Malte Anders nochmal eine Unterrichtsstunde übernehmen würde. Es bleibt, bei allen unterschiedlichen Meinungen, Haltungen und Orientierungen eine Botschaft: Nur durch Respekt werden wir eine starke Gemeinschaft! Das Motto des Kabarettisten kann gleichsam auch für die Schulfamilie des Meranier-Gymnasiums gelten. Durch gegenseitigen Respekt sind und werden wir eine starke Schulgemeinschaft!
Die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, die diese Veranstaltung organisiert und geplant hat, setzt sich für eine starke Schulgemeinschaft ohne Diskriminierung ein und bedankt sich hiermit nochmal ganz herzlich bei Malte Anders, der durch seine Homologie-Stunde sicherlich einige Schubladen in den Köpfen entrümpelt und neu sortiert hat.
„Sag mir wie Du heißt und ich bewerte dich!“ Kaum jemand würde dieser Aussage aktiv zustimmen und dennoch öffnen sich beim Klang eines Namens Schubladen im Kopf. Ganz unbewusst verbinden wir Merkmale, Stereotype und Klischees mit Namen.
So starteten die Courage-Coaches Erkim Dogan und Hai Long Le (beide Q12) das Präventionsprogramm in der Klasse 7c mit einem Selbstversuch. Die Schüler*innen wurden aufgefordert einen Steckbrief beider Coaches auszufüllen, und zwar nur anhand deren Namen und ihres äußeren Erscheinungsbildes. Schnell wurde spekuliert, welcher Abstammung Hai Long sein könnte oder ob Erkim am liebsten Döner äße, weil er offensichtlich türkischer Herkunft wäre.
Bei der Frage, wonach die Gruppen eigentlich die Bewertung vorgenommen hätten, wurde allen schnell klar, dass sie sich von Namen und Äußerlichkeiten haben verleiten lassen. Da waren sie schon, die Schubladen.
Schubladendenken, Vorurteile und manchmal schlichtweg Unwissenheit führen im Alltag oft zu unbedachten Bewertungen. Im schlimmsten Fall werden Menschen diskriminiert.
Diskriminierung, also die Benachteiligung aufgrund gewisser Merkmale, stand im weiteren Verlauf der Stunde im Mittelpunkt. Neben verschiedenen Arten der Diskriminierung wurde auch Rassismus und Homophobie angesprochen. Die Klasse bekam die Möglichkeit, Fragen zu stellen aber auch von eigenen Erfahrungen zu berichten. Dabei stand die gesamte AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ den beiden Coaches unterstützend zur Seite.
Ein gängiges Beispiel von Alltagsrassismus und Diskriminierung ist z.B. die Verwendung bestimmter Schimpfwörter, die sich auf Hautfarbe, Rasse oder Sexualität beziehen. Aber auch die immer noch vorhandene Benachteiligung von Mädchen/Frauen in bestimmten beruflichen Bereichen wurde angesprochen.
In der zweiten Hälfte des Projektseminars ging es dann in den Pausenhof. Ein Rollenspiel sollte den Schüler*innen verdeutlichen, wie unterschiedlich die Chancen auf Selbstverwirklichung und Erfolg in unserer Gesellschaft sein können, wenn man „anders“ ist. Auch hier spielten Themen wie Behinderung, Homosexualität oder Migrationshintergrund eine Rolle.
Ein Gesprächskreis, in dem Lösungsansätze und Hilfsangebote besprochen wurden sowie ein Kahoot zu den wichtigsten Schlagworten rundeten das Pilotprojekt der Courage-Coaches ab.
Die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ freut sich auf weitere Einsätze in anderen Klasse nach diesem gelungenen Start und sucht neue Mitglieder, die ebenfalls als „Courage-Coaches“ ausgebildet werden wollen. Wir freuen uns auf euch!
Anlässlich des Tages der Poesie am 21.03. und der Woche gegen Rassismus hatte die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ einen Schreibwettbewerb veranstaltet. Schüler*innen der AG haben aus zahlreichen Einsendungen die Gewinner*innen auserkoren, im Unterricht überrascht und beglückwünscht.
Die Werke des Schreibwettbewerbes sollten zu den Themen Courage, Frieden und Toleranz angefertigt werden. Poesie soll nicht nur die Herzen bewegen, sondern kann auch Mut machen und Wege aufzeigen, mit Probleme und Sorgen umzugehen und Lösungen zu finden.
Der 1. Platz wird von Valentin Gast, Klasse 6c, belegt. Valentins Gedicht thematisiert Migration und das Gefühl des Andersseins. Er schreibt über einen Fremden, der es in einer neuen Umgebung nicht leicht hat. Das Gedicht inspiriert die Leser, sich in die Lage eines fremden Menschen zu versetzen und ein Stück in dessen Schuhen zu gehen. Es fordert auf zu Toleranz und Empathie. Damit ist es in Hinblick auf Migration aktueller denn je.
Der 2. Platz wurde von Marlene Lachner, Klasse 6b, belegt. Ihre Kurzgeschichte behandelt die Themen Freundschaft und häusliche Gewalt. Fast märchenartig wird das doch schwierige Thema anhand von Phönixen und Hexen zauberhaft bearbeitet und für Jung und Alt gleichermaßen ansprechend gestaltet.
Um die jungen Talente weiterhin zu fördern, haben beide Schüler*innen als Gewinn ein Poesienotizbuch erhalten. Denn bekanntlich sind die Gedanken frei und man muss schnell sein, um sie aufzufangen.
Zusätzlich werden die Texte, neben weiteren Einsendungen, in der Schülerzeitung veröffentlicht.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmer*innen des Wettbewerbs und gratulieren den beiden Gewinner*innen nochmal herzlich.
– für die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Sophia Panzer Q12Was ist, wenn der Weg beschwert wird, obwohl es auch deutlich einfacher gehen würde? Können wir für die, die bereits einen schweren Weg haben, diesen erleichtern?
Die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ging der Frage nach, ob das Meranier-Gymnasium eigentlich behindertengerecht ist und an welchen Stellschrauben nochmal nachjustiert werden sollte.
Am Dienstag, den 24.01.2023, fuhren Schüler*innen der AG mit Rollstühlen durch die Schule mit dem Ziel, die Stellen zu finden, an denen es für Rollstuhlfahrer*innen schwierig werden könnte. Begleitet und unterstützt wurden sie von Herrn Wolfgang Haensse, Mitarbeiter der Firma Wirth. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön für das Bereitstellen der Rollstühle und die umfassende Beratung.
Bereits zu Beginn fiel auf, dass durchaus Eingänge der Schule behindertengerecht und per Rampen erreichbar sind. Daraufhin wurden die Schulgänge genauer unter die Lupe genommen und es stellte sich heraus, dass die vereinzelten Treppenstufen zwischen den Gangabschnitten sowie die Treppen im Allgemeinen ein drastisches Problem darstellen. Auch scheinbar kleine, harmlose Türkanten können für Rollstuhlfahrer*innen eine Herausforderung sein.
Zwar befindet sich im Neubau zu den Chemie-, Bio- und Kunstsälen ein Rollstuhllift, allerdings reicht dieser nur zu vereinzelten Räumen und müsste jedes Mal in Anwesenheit einer Lehrkraft oder des Hausmeisters betätigt werden. Der Altbau wurde hinsichtlich dieser Ausstattung ein wenig vernachlässigt, sodass das Lehrerzimmer und das Sekretariat unmöglich für Rollstuhlfahrer*innen zu erreichen sind.
Klassenzimmer könnten im Altbau nur im Erdgeschoss genutzt werden, sodass hier logistisch ein wenig umgeplant werden müsste. In den Klassenzimmern selbst wird deutlich, dass die Fortbewegung nicht nur für Gehbehinderte erschwert ist. Durch das Verstellen der Tische und Stühle könnte allerdings Abhilfe geleistet werden. Dies wäre eine einfache Variante der Problemlösung.
Auch bezüglich der Toiletten kann eine Problemlösung gefunden werden, denn das Meranier-Gymnasium besitzt bereits eine Behindertentoilette, welche momentan anderweitig verwendet wird, allerdings zeitnah wieder in Betrieb genommen werden soll. Herr Haensse wies darauf hin, dass die Schule hier nicht nur im Bedarfsfall reagieren, sondern durchaus auch damit werben könnte, behindertengerecht zu sein, wenn einige kleinere Maßnahmen ergriffen würden. Somit könnte das Siegel der behindertengerechten Schule das Interesse bei betroffenen Familien wecken.
In Bezug auf die Toilettensituation kam den Schüler*innen ebenfalls eine Idee, welche das Leben in der Schule erleichtern würde. In Schottland, Vorreiter dieser Idee, sieht ein Gesetz vor, dass Bildungseinrichtungen künftig kostenfreie Periodenprodukte zur Verfügung stellen. Gerade jetzt, wo die Lebensunterhaltskosten steigen, könnten wir am MGL damit die Schülerinnen unterstützen. Das Bereitstellen von Hygieneprodukte auf den Damentoiletten kann Mädchen und Frauen vor unangenehmen Situationen bewahren.
Als Fazit wurde somit sichtbar, dass an unserer Schule ein behindertengerechtes Konzept umgesetzt wurde. Um dieses auf Vordermann zu bringen, würde etwas logistisches Geschick beansprucht werden, allerdings sollte dies schnell und gut machbar sein. Unsere Erfahrungen beim Selbstversuch mit den Rollstühlen haben wir bereits dem Landratsamt übermittelt. Ebenso haben wir eine Anfrage bezüglich der Hygieneartikel gestellt. Wir freuen uns über die positive Rückmeldung, dass unsere Anliegen beraten würden und wir zeitnah Rückmeldung vom örtlichen Bauamt bekämen.
Somit können die Schüler*innen der AG mit ruhigem Gewissen sagen, dass das Meranier Gymnasium Lichtenfels mit kleinen Einschränkungen und Optimierungen behindertengerecht und barrierefrei ist.
Zu guter Letzt bleibt zu sagen, dass an unserer Schule wirklich JEDE/JEDER willkommen ist!
– Für die AG „Schule mit Courage, Schule ohne Rassismus“, Sophia Panzer Q12Am 26. und 27.10.2022 fand in Rödental ein Seminar statt, das zum Ziel hatte, Schüler*innen zu sogenannten „Courage Coaches“ auszubilden. Jede oberfränkische Schule, die den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ führt, durfte dazu zwei Schüler*innen zur Fortbildung entsenden. Das Meranier-Gymnasium, das seit diesem Jahr eine eigene AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ hat, wurde von Hai Long Le und Erkim Dogan (beide Q12) vertreten.
Im Bild sehen Sie die beiden Courage-Coaches Hai Long (links) und Erkim (rechts), zusammen mit Ihren Mitstreitern, umrahmt von AG-Leiterin Miriam Tischer und Schulleiter Tom Carl.
Im Laufe des Seminars wurde viel über verschiedenste Diskriminierungsvarianten aufgeklärt. Darüber hinaus thematisierten die Teilnehmer*innen auch, wie dagegen im Schulalltag vorgegangen werden kann. Vielfältige kreative Methoden wurden gezeigt und angewendet. Es gab interaktive Projekte und Rollenspiele, Filme, Group-Bonding-Aktivitäten, Kahoot-Quiz und Aktivierungsspiele, wie „das kotzende Känguru“. Jede und jeder wurde mit einbezogen und dazu motiviert, sich aktiv zu beteiligen. Zwischen den Programmpunkten bestand in den Pausen die Möglichkeit, an einem gemeinsamen Essen teilzunehmen, bei welchem Erfahrungen ausgetauscht und Kontakte geknüpft werden konnten.
Zum Abschluss des Courage-Coachings stand die eigenständige Planung eines Workshops für Schulklassen an. Die Schüler*innen der verschiedenen Schulen teilten sich, unter der Leitung von Koordinatorin Kathrin Müller, in Gruppen auf und entwickelten erste Entwürfe für ein Antidiskriminierungsprojekt.
Unsere zwei offiziellen Courage-Coaches arbeiten nun fleißig an verschiedensten Projekten im Rahmen der „Schule mit Courage Schule ohne Rassismus“ – AG und geben als Multiplikatoren ihre Erfahrungen weiter. Ziel ist es, ein Präventionsprogramm zu entwickeln, mit dem die AG-Schüler*innen in Schulklassen gehen, um über Rassismus und Diskriminierung aufzuklären und damit die Schule zu einem noch angenehmeren Lebensort für alle zu machen.
Freitagmorgen, 08:15 Uhr, auf dem Sportplatz des MGL: Rund 30 SchülerInnen wuseln mit Kreiden und Seilen über den Sportplatz. Anstelle einer üblichen Unterrichtsstunde bereiten sie mit ihren Verbindungslehrerinnen Victoria Bork und Miriam Tischer den Pausenhof für die geplante Fotoaktion am Mittag vor. Ein großes Peace-Zeichen soll es werden. Bereits am Vortag hatten die SchülersprecherInnen dazu aufgefordert, an diesem Tag in weißer Kleidung zu kommen und gemeinsam ein Zeichen für Frieden in der Ukraine zu setzen. Die Resonanz ist überwältigend. Um 12 Uhr mittags finden sich mehrere hundert SchülerInnen und LehrerInnen, Hausmeister und Verwaltungsangestellte auf dem Sportplatz ein, alle in weißen Oberteilen.
Die SchülersprecherInnen begrüßen alle Anwesenden vom Dach der Turnhalle. Sichtlich begeistert über die rege Teilnahme dankt erster Schülersprecher Marcel Spath, dass so viele gekommen sind. „Auch wenn wir mit einer Fotoaktion nicht aktiv etwas für die Opfer des Krieges tun können, so wollen wir doch unsere Solidarität zeigen und an die SoldatInnen und Familien in der Ukraine und die Menschen auf der Flucht denken, die gerade so viel Leid erleben!“, so Marcel Spath. Damit ruft er dann auch alle Anwesenden zu einer Schweigeminute auf. Ein Moment der Stille inmitten von Straßenlärm, Mittagsonne und bevorstehendem Wochenende, der Raum gibt, über die schreckliche Lage, den Krieg im Osten Europas, nachzudenken. Die Betroffenheit unter den SchülerInnen ist deutlich zu spüren. In vielen Unterrichtstunden wurde das Thema schon besprochen. Ein „Friedensraum“ wurde bereits in der Schule eingerichtet und Andachten in der Pause abgehalten. Der Krieg ist das Thema, das alles überschattet.
Der Friedensraum am Meranier-Gymnasium.
Nun soll ein sichtbares Zeichen gesetzt werden. Viele haben den Wunsch, sich gegen den Krieg auszusprechen und mit dem anschließend folgenden Foto in Form eines Peace-Zeichens steht die Schulfamilie zusammen für den Frieden! Ein gutes Gefühl, dass sich abschließend auch in gelöster und begeisterter Stimmung ausrückt, als Verbindungslehrerin Victoria Bork zum Foto aufruft. Es ist nur eine symbolische Aktion, „aber jedes noch so kleine Zeichen, kann etwas bewirken“, sagt Schülersprecherin Antonia Stöckert.
Die Schülersprecher*innen v.l.n.r: Nils Erhard (Q12), Antonia Stöckert (10c) und Marcel Spath (Q12).
Darüber hinaus sind die SchülersprecherInnen gemeinsam mit der SMV in weiteren Hilfsangeboten aktiv. Ein Spendenaufruf wurde bereits gestartet und auch für zukünftig in Lichtenfels ankommende Flüchtlinge aus der Ukraine soll es Hilfsangebote von SchülerInnen für SchülerInnen geben. Stolz ist Schulleiter Tom Carl auf die “riesige gelebte und spürbare Solidarität” der kompletten Schulfamilie, wie sie auch in der nun wöchentlich stattfindenden Andacht “10 Minuten für den Frieden” am Freitagmorgen zu spüren war.
Jeden Freitag findet für 10 Minuten in der Pause ein Zeichen für den Frieden statt.
Und so begeben sich um 12.30 alle Anwesenden wieder zurück ins Schulhaus, um die letzte knappe halbe Stunde Unterricht vor dem Wochenende zu bestreiten. Bei vielen wird es sicher um ein bestimmtes Thema gehen: Den Krieg in der Ukraine.
Auch 2021 verlief am Meranier-Gymnasium vieles anders. Der jährlich stattfindende Weihnachtsbasar, der normalerweise viele Eltern, Freunde des MGL und Ehemalige in die Aula der Schule einlädt, musste leider wegen der Covid-19-Pandemie entfallen. Damit die Schulfamilie trotzdem in vorweihnachtliche Stimmung versetzt werden konnte, überlegte sich die SMV mit ihren Schülersprecher*innen eine Alternative, die allen Abstandsregeln und Hygienekonzepten gerecht wurde.
Statt der vielen selbstgebastelten Weihnachtskarten, Sterne, Holzbasteleien und Tragetaschen am letzten Schultag vor Weihnachten in einem großen Basar von den einzelnen Klassen verkaufen zu lassen, wurden sie von den Klassenlehrern entweder im Unterricht oder zu Hause angefertigt und zentral eingesammelt. Öffentlich und für jeden frei zugänglich wurden sie dann unter dem Weihnachtsbaum in der Aula platziert. Wer etwas Schönes für sich entdeckt hat, konnte es einfach mitnehmen. Dabei galt das Vertrauens-Prinzip: Eine frei zugängliche Kasse war an der Mensa aufgestellt und jeder spendete so viel er mochte oder konnte. Zusätzlich konnte man für sein Weihnachtspräsent kontaktfrei von zu Hause einen Betrag auf das Schulkonto überweisen.
Trotz der besonderen Umstände konnten wir durch den Verkauf der selbstgebastelten Deko eine unglaubliche Summe von rund 700 Euro erzielen. Mit den gesammelten Spenden kann nun Frau Pfarrerin Anne Salzbrenner bedürftigen Familien in Lichtenfels helfen.
Bei den vielen Helfern, die eifrig gebastelt und dekoriert haben und natürlich für die großzügige Spende der Schulfamilie bedankt sich Frau Pfarrerin Anne Salzbrenner ganz herzlich.
Wir freuen uns auf noch viele weitere hilfreiche Aktionen, die hoffentlich auch bald wieder unter gewohnten Bedingungen stattfinden können.
Ihre/Eure Schülersprecher*innen Marcel Spath, Nils Erhard und Antonia Stöckert stellvertretend für die SMV
Über diesen Titel freuten sich am 20.01.22 vor allem die 14 SchülerInnen des gleichnamigen P-Seminars der Q12 unter der Leitung von StRin Miriam Tischer, die nach eineinhalb Jahren tatkräftigen Einsatzes, unter Coronabedingungen, ihre Arbeit mit einer gelungenen Abschlussveranstaltung abrunden konnten. Neben Umfragen innerhalb der Schulgemeinschaft, einer Autorenlesung mit Alicia Zett sowie einem Workshop mit der Autorin Olga Grjasnowa fanden auch Projekte innerhalb einzelner Klassen statt, die z.B. im Kunstunterricht durchgeführt wurden.
Das P-Seminar mit Katrin Müller (Koordinatorin von “Schule mit Courage” für Oberfranken 1.v.l.), StRin Miriam Tischer (3.v.l.), MdB Emmi Zeulner (2.v.r.) und Schulleiter Tom Carl (1.v.r.) bei der Übergabe des Titels.
Schulleiter OStD Thomas Carl betonte in seiner Begrüßung, dass dieser Titel aber nicht als Preis, sondern als Auftrag zu verstehen sei. Die gesamte Schulgemeinschaft verpflichtet sich, gegen Rassismus und generell jede Form der Diskriminierung vorzugehen. Dazu gehört, dass man in alltäglichen Situationen Courage zeigt und, wie auch unsere Schulpatin Emmi Zeulner hervorhob, den Mut beweist, z. B. bei Mobbing oder auch nur Hänseleien einzuschreiten. Es müsse sich jede und jeder Einzelne immer wieder bewusst machen, dass wir eine vielfältige Gemeinschaft sind und zusammenhalten müssen. Die Bundestagsabgeordnete führte weiter aus, wie wichtig Toleranz sei. Dennoch müsse diese genau da aufhören, wo beispielsweise Grund- und Menschenrechte verletzt werden. Auch müsse es immer wieder wertgeschätzt werden, dass wir in einem demokratischen Staat leben, der zwar christlich geprägt ist, aber keine anderen Religionen und Weltanschauungen ausschließt.
Schulpatin MdB Emmi Zeulner mit Schüler*innen des P-Seminars.
Auch die zweite Schulpatin, die Autorin Olga Grjasnowa, betonte in ihrer Videobotschaft, dass Alltagsrassismus immer noch in unserer Gesellschaft zu finden sei und dankte den SchülerInnen, dass sie darauf aufmerksam machen und sich dagegen einsetzen.
Bevor die SchülerInnen des Seminars stellvertretend für die gesamte Schule das Schild „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und die zugehörige Urkunde in Empfang nehmen konnten, rief Katrin Müller, Koordinatorin des Netzwerkes für Oberfranken, nochmal alle anwesenden SchülerInnen dazu auf, den Auftrag und die Botschaft in die Klassen zu tragen, dass Rassismus und Diskriminierung an dieser Schule keinen Platz haben. Dazu wies sie auf vielfältige Möglichkeiten und Unterstützung seitens der Organisation hin, der mittlerweile mehr als 3000 Schulen in Deutschland angehören.
Der Festakt in der Aula des MGL während der Begrüßungsrede von Schulleiter Tom Carl. Erste Reihe von links: Katrin Müller (Koordinatorin von “Schule mit Courage” für Oberfranken), erster Bürgermeister Andreas Hügerich, MdB Emmi Zeulner und Landrat Christian Meißner.
Nach einem musikalischen Abschluss durch Lehrkraft Felix Würke konnten die anwesenden Gäste die ausgestellten interreligiösen Symbole, die an einem 3D-Drucker erstellt wurden, sowie die Kunstwerke zum Thema „Alltagsrassismus“ begutachten.
Das MGL dankt neben den Schulpatinnen besonders Herrn Landrat Christian Meißner, Herrn Ersten Bürgermeister Andreas Hügerich sowie den Vertretern von Elternbeirat und Förderverein, die durch ihre Anwesenheit die Wichtigkeit des Themas unterstrichen und auch das Engagement der SchülerInnen gewürdigt haben.
„Ein Name ist nichts Geringes“, wusste schon Johann Wolfgang von Goethe Ende des 18. Jahrhunderts. Mit dem Namen begann auch der Workshop „kreatives Schreiben“, den die Autorin Olga Grjasnowa am 13.12.21 mit elf mutigen SchülerInnen des P-Seminars „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ durchführte. Dabei ging es jedoch nicht nur um die Vorstellung der bekannten und preisgekrönten Autorin, die an der Wiener Universität für angewandte Kunst kreatives Schreiben lehrt, sondern ganz konkret um den Namen jedes einzelnen Seminarteilnehmers. Der erste Schreibauftrag hatte es bereits in sich. Schreibe in sieben Minuten etwas über Deinen Vornamen und erwähne alles, was Dir dazu einfällt, erfinde eine Geschichte, so die Vorgabe. Die sieben Minuten vergingen wir im Flug und brachten den Einen oder die Andere mächtig ins Schwitzen. Dass Olga Grjasnowa mit ihrer freundlichen und geduldigen Art darauf bestand, dass Jede/Jeder sein Ergebnis vorliest, trug nicht gerade zur Senkung des Stresspegels bei. Aber bereits die erste Runde zeigte das außergewöhnliche Einfühlungsvermögen der Autorin, die jeden Text auf seine Perspektive hin analysierte und dabei den SchülerInnen unbemerkt einen Crashkurs in Sachen Erzählhaltung, Figuren und Erzählperspektive gab. Dabei wurden die Vielschichtigkeit der Texte und auch feine Unterschiede in deren Gestaltung sichtbar.
Auf diese erste Aufgabe folgten weitere fünf Aufträge, die jeweils zum Ziel hatten, den Grundtext zu variieren. Die Anforderungen an die SeminarteilnehmerInnen wuchsen. So musste zunächst mehrfach die Erzählperspektive gewechselt werden. Im Anschluss daran wurde der Basistext durch weitere Figuren ergänzt. Zwischen den Arbeitsschritten erfolgte stets ein Austausch mit der Autorin, die mit großer Aufmerksamkeit und Liebe zum Detail die SchülerInnen zu einer optimalen Version ihres Geschriebenen führte. Dabei ging es jedoch nie um eine Verbesserung im Sinne der Richtigkeit, sondern lediglich darum, eigene Potenziale zu entdecken und Hemmschwellen zu überwinden. Dabei stand immer wieder die Bedeutung eines Namens im Mittelpunkt sowie die Perspektive, aus der ein literarischer Text verfasst wird. Wie wirkt ein Text ohne Namen? Warum erscheinen uns die Figuren plastischer und menschlicher, wenn wir ihnen einen Namen geben?
Nebenbei gab die Autorin Einblicke in ihre Arbeit. Mehrere Wochen und Monate schreibt sie Passagen ihrer Romane, bis sie sich sicher ist, aus welcher Perspektive sie erzählen will und kann. Die Charaktere entwickeln ein Eigenleben, dass die Autorin zum Überarbeiten oder auch Umdenken zwingen kann.
Um 14.45 Uhr gingen zwei herausfordernde, lehrreiche, unterhaltsame und in jeder Hinsicht inspirierende Stunden zu Ende. Wir danken Olga Grjasnowa ganz herzlich für den wirklich tollen Einblick in kreatives Schreiben und freuen uns, dass sie uns als eine der Patinnen für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zur Seite steht.
Wir sind überglücklich, dass es nach dem letzten Jahr ohne SMV dieses Jahr wieder richtig losgehen kann und die Schülermitverantwortung zahlreiche neue und auch alte Mitglieder hat. Trotz der aktuell wieder verschärften Situation sind wir weiterhin optimistisch, dass es dieses Schuljahr wieder möglich sein wird, verschiedene Aktionen für alle Jahrgänge umzusetzen.
An der ersten Versammlung der SMV, am Donnerstag, den 02.12.21, haben die über 60 SchülerInnen, die in der Aula versammelt waren, schon vielfältige Ideen eingebracht, die anschließend von den SchülersprecherInnen und Verbindungslehrerinnen ausgewertet wurden.
Man darf also gespannt bleiben, welche Aktionen auf die Schulfamilie in diesem oder auch nächsten Halbjahr zukommen. Wir sind uns sicher, dass es ein aufregendes und spannendes Jahr wird!
Für die SMV: Marcel Spath