Am 10. März hatten wir, die Religionsklasse 6de mit Frau Holhut, Besuch von Frau Claudia Lang, einer engagierten Sozialarbeiterin der St. Katharina-Schule in Lichtenfels. Frau Lang arbeitet seit 10 Jahren an dieser besonderen Schule, die sich auf die Unterstützung von Kindern mit Lernschwierigkeiten und emotionalen Herausforderungen spezialisiert hat. Vor ihrer Zeit als Sozialarbeiterin war sie übrigens Architektin – ein beeindruckender Karrierewechsel!
Die St. Katharina-Schule bietet Unterricht in 9 Jahrgangsstufen an. Besonders interessant ist, dass die 1. und 2. Klasse den gleichen Lehrplan wie eine Regelschule hat, jedoch über insgesamt drei Jahre durchlaufen wird. Ein großer Vorteil für die Schülerinnen und Schüler ist, dass sie nicht sitzenbleiben können. Bis zur 7. Klasse gibt es keine Noten, sondern nur Fördergespräche mit den Schülern und Eltern, um den Fortschritt individuell zu begleiten. Jede Klasse ist klein und hat maximal zehn Schüler, was eine intensive Betreuung ermöglicht.
Die Schule ist speziell für Kinder konzipiert, die verhaltensauffällig sind oder einen IQ zwischen 70 und 84 haben. Hier können die Schülerinnen und Schüler entweder den Förderschulabschluss oder den Hauptschulabschluss erwerben. Der Qualifizierende Hauptschulabschluss (Quali) wird nicht angeboten. Dafür können die Kinder aber jederzeit, bei entsprechender Entwicklung, zurück in die „normale“ Grundschule oder Mittelschule. Die Schüler der St. Katharina-Schule benötigen oft mehr Erklärungen, viele Wiederholungen und ein langsameres Lerntempo, um erfolgreich zu sein. Auch brauchen sie feste Tagesstrukturen, um in dieser Lernumgebung zurechtzukommen, wie z.B. die tägliche „Morgenroutine“, in der jeder erst einmal sagen darf, wie es ihm heute geht, wie die Nacht war, was einen beschäftigt. So hat auch der Lehrer gleich einen kurzen Einblick in die aktuelle Tagessituation seiner Klasse.
Frau Lang kümmert sich nicht nur um die schulischen Schwierigkeiten, sondern auch um private Probleme der Schüler. Manchmal muss sie das Gespräch mit den Eltern suchen oder sogar das Jugendamt einschalten, um die richtige Unterstützung zu gewährleisten. Die Kinder in der St. Katharina-Schule haben oft Lernschwierigkeiten wie Konzentrationsprobleme oder ADHS, oder emotionale Probleme wie Angst oder Aggressivität. Ab und an ist es daher notwendig, den regulären Unterricht für einzelne Schüler zu unterbrechen und sie zu Frau Lang zu schicken, die dann gemeinsam mit den Betroffenen eruiert, weshalb soeben z.B. das Stillsitzen oder das Konzentrieren nicht möglich war. Häufig wird in den Klassen auch mit Belohnungssystemen gearbeitet (z.B. mit der Ampelmethode) oder mittels einer Sanduhr eine Auszeit vor dem Klassenzimmer gewährt, wenn sich das Kind in dem Moment überfordert fühlt und Ruhe braucht.
Frau Lang erzählte uns von einem besonders schwierigen Fall: Eine Schülerin in der Stütz- und Förderklasse (diese Klasse ist für Kinder mit emotionalen Schwierigkeiten) lief ständig weg und musste von Frau Lang gesucht werden. Zudem hatte sie Panikattacken hatte und verletzte sich selbst. Trotz intensiver Unterstützung über 9 Jahre hinweg verbesserte sich die Situation kaum, was auch für die Lehrer und Sozialarbeiter dort sehr frustrierend sein kann. Dies zeigt, wie herausfordernd und komplex die Arbeit an der St. Katharina-Schule manchmal ist.
Frau Langs Besuch hat uns darüber nachdenken lassen, wie wichtig es ist, Kinder mit besonderen Bedürfnissen individuell zu unterstützen und ihnen eine Chance zu geben, später mal am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Wir danken ganz herzlich für den Besuch und die vielen interessanten Informationen!
– Frau Holhut mit der Klasse 6de